Samstag, 7. März 2009

Besuch in Rishi Para

Stimmengewirr, dampfende kleine Pfannen auf Holzkohlefeuern, gemischt mit dem erbärmlichen Gestank von Müll erwarten mich in Rishi Para, einem Slum etwa 30km südlich von Dhaka. Auf der Fläche eines Fußballfeldes leben hier über 2.000 Menschen, vor allem Kinder, in kargen Wellblech-Hütten zusammen. Die Wege zwischen den Hütten sind keinen Meter breit. Jeden Schritt wähle ich mit Bedacht, um nicht einem der zahlreichen Kinder, die mich sofort umringen und meine Kamera bestaunen, auf den Fuß zu treten.
Der erste Eindruck überwältigt mich. Natürlich habe ich mich vorbereitet: mit Daten und Fakten, aber die Emotionen, die diese kleinen braunen Augen in mir auslösen sind zu unmittelbar, als dass ich sie ohne Weiteres einordnen könnte. In ihnen ist nichts Anklagendes, kein Vorwurf gegenüber einem Wohlstandseuropäer, der sich ein wenig schuldig fühlt am Elend der Welt. Im Gegenteil, sie scheinen glücklich, dass jemand ihren Slum besucht. Denn außer der GTZ und einigen Hilfsorganisationen interessiert sich niemand für diesen Ort. Ein Ort, wie es ihn hundertfach gibt in Bangladesch.
Die jahrzehntelange Unterernährung ist den Menschen anzusehen. Die sanitären Einrichtungen sind katastrophal, teilen sich doch etwa fünf Haushalte eine Latrine. Seit 1975 sieht die tägliche Realität in Rishi Para so aus. Der lokalen Verwaltung der Stadt Narayanganj, zu der der Slum gehört, fehlen die Mittel und vor allem das Land, um den Leuten hier ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.

Und als ob diese Eindrücke und Informationen nicht genug wären, sagt mir ein GTZ-Kollege, dass es den Menschen in Rishi Para, im Vergleich zu den ländlichen Regionen, noch "gut" gehe. Zwar mangele es in den städtischen Slums oft am Nötigsten, aber immerhin gäbe es zu essen.

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